Let's talk about Diversity!
Eleonore von Arx ist 59 Jahre alt und wurde in der Schweiz in Solothurn geboren. Heute blickt sie auf 36 Jahre bei Bosch zurück: Als 16-Jährige begann sie ihre kaufmännische Lehre im Unternehmen und durchlief während ihrer beruflichen Karriere die unterschiedlichsten Stationen. Dabei verbrachte sie auch ein Jahr in England und 23 Jahre in Spanien. 2004 kehrte sie nach Solothurn zurück, wo sie heute als Brand Manager im Bereich Power Tools Accessories tätig ist.
Generation 50+
Wenn du diese 36 Jahre einmal Revue passieren lässt, was sind die deutlichsten Veränderungen, die du seit damals im Unternehmen erlebt hast?
Da kommen mir zum einen der Entscheidungsprozess und der Führungsstil in den Sinn. Früher war alles sehr viel hierarchischer und die Entscheidungen wurden zu 80 % vom Vorgesetzten getroffen. Heute haben die Teammitglieder viel mehr Entscheidungsfreiheit, ich würde sogar sagen, hier liegt das Verhältnis bei 50:50. Was den Führungsstil betrifft, so sind die jungen Manager manchmal stärker zielorientiert und schenken vielleicht den Bedürfnissen des Individuums weniger Aufmerksamkeit. Ich denke, dass man im Laufe der Jahre das Leben mit anderen Augen sieht, eine umfassendere Sichtweise entwickelt und wir generell sozusagen menschlicher werden.
Zum anderen würde ich hier auch die Vielfalt der Aufgaben und sogar die administrativen Vorgänge nennen, die inzwischen integraler Bestandteil der einzelnen Jobs geworden sind. Früher wurden diese mehrheitlich von Spezialisten und Verwaltungspersonal durchgeführt, zum Beispiel die Datenextraktion aus diversen Systemen für die Berichterstellung oder die reine Verwaltung von Geschäftsreisen, Fakturierung, Auftragsabwicklung etc. Das heisst, dass wir uns mit vielen unterschiedlichen Systemen und Tools auskennen müssen, die auch oft nicht gut synchronisiert sind, als wir es uns wünschen würden, und in die wir uns erst mit einigem Aufwand einarbeiten müssen. Denn im Endeffekt haben wir nicht die gleiche digitale Affinität wie unsere jüngeren Kollegen, was sich bei diesem Thema besonders bemerkbar macht.
Wie bist du mit diesen Veränderungen umgegangen?
Was die Einbeziehung in Entscheidungen betrifft, ist mir das leichtgefallen, weil ich gerne Verantwortung übernehme. Ich glaube auch, dass das für die Organisation generell sehr positiv gewesen ist, denn dadurch haben wir das Gefühl, dass wir ein aktiver Teil des Unternehmens sind und mit unserem individuellen Beitrag und unserer Vielfalt etwas beitragen können. Hinsichtlich der Arbeit mit jüngeren Managern hat mir ein gewisser Pragmatismus und ein Augenmerk auf die Vorteile geholfen, mich anzupassen. Und in Bezug auf die Vielfalt an Tools und Systemen bin ich auf einem guten Weg! (lacht) Ich hätte natürlich gerne, dass sie noch intuitiver wären (UX freundlich). Wichtig ist aber, dass man ohne Angst an die Sache herangeht, bei Bedarf um Unterstützung bittet, wissbegierig ist und vor allem viel Praxis gewinnt! Die neue Generation ist sehr hilfsbereit.
Was war in diesen 36 Jahren deine grösste Herausforderung im beruflichen Umfeld?
Der Wandel bei den Aufgaben, für die man sich nicht hinreichend qualifiziert fühlt oder die nicht dem eigenen Potenzial entsprechen, denn in beiden Fällen ist einem klar, dass damit ein erheblicher Aufwand verbunden ist. Bisweilen hat man dadurch das Gefühl, seinen Platz nicht mehr zu finden oder dem Unternehmen nicht mehr viel zu nützen. Wir tendieren dann häufig dazu, es auf das Alter zu schieben, dabei liegt die Ursache manchmal eher darin, dass Aufgaben oder Tätigkeiten falsch zugewiesen sind. Vielleicht sind wir in meiner Generation, den über Fünfzigern, für diesen Aspekt sensibler als die neue Generation.
Worüber machst du dir als Angehörige der Ü50-Generation im beruflichen Umfeld die meisten Gedanken?
Dass wir weiterhin nützlich sein können, bis zum Rentenalter etwas beitragen können. Und dass das Unternehmen von dem Wissen profitieren kann, das wir durch unsere langjährige Erfahrung gewonnen haben.Unsere Generation ist eine Generation, die stark auf die Arbeit fokussiert ist, weil wir in einer Zeit gelebt haben, in der die Arbeit für uns mehr im Vordergrund stand und leider weniger die Work-Life-Balance. Deshalb sind wir auch bereit, uns weiterhin intensiv einzubringen.
Wie kann das Unternehmen dich und andere unterstützen, auch «weiterhin nützlich zu sein», wie du sagtest?
Indem es sich ebenso für unsere Generation interessiert wie für die Generationen der Jüngeren. Das heisst, auch uns Initiativen, Aktivitäten, Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, die zunächst grösstenteils für die Jüngeren gedacht waren. Zweitens, indem es uns in die Richtung steuert, für die wir uns begeistern, und uns weiterhin dazu
befragt. Bei mir war es so, dass ich tatsächlich erst mit 50 mit Überzeugung sagen konnte: «Jetzt weiss ich, wofür mein Herz wirklich schlägt». Manche haben gelacht, aber ich glaube wirklich, dass man sich erst im Laufe der Jahre richtig mit sich selbst als Person auseinandersetzt, sich selbst ehrlich zuhört und damit Stereotypen und äussere Einflüsse hinter sich lässt. Erst dann erkennt man, wo seine Passion wirklich liegt. Wir als über 50-Jährige liegen noch viele Jahre Arbeitszeit vor uns 5,10 oder 15 Jahre. Das ist sehr viel Zeit, die vergeudet werden kann. Und wir können und wollen immer noch dazulernen und unseren Beitrag leisten.
Was würdest du als den wichtigsten Beitrag der Ü50-Generation definieren?
Wert unseres tiefgreifenden Wissens über das Unternehmen, über seine Kultur, und das Netzwerk, das wir aufgebaut haben. Durch unsere Vernetzung wissen wir nicht nur, an wen wir uns wenden müssen, um ein Problem zu lösen, sondern – und das ist vielleicht das Wichtigste – sie erlaubt es uns auch, viele Kollegen besser kennenzulernen. So wissen wir, wie wir mit ihnen umgehen müssen, wie wir mit ihnen am besten zusammenarbeiten und auch, wie wir ihnen unterstützen können. Diese Vernetzung ist ungemein wertvoll.
Was würdest du als den wichtigsten Beitrag der Ü50-Generation definieren?
Der Wert unseres tiefgreifenden Wissens über das Unternehmen, über seine Kultur, und das Netzwerk, das wir aufgebaut haben. Durch unsere Vernetzung wissen wir nicht nur, an wen wir uns wenden müssen, um ein Problem zu lösen, sondern – und das ist vielleicht das Wichtigste – sie erlaubt es uns auch, viele Kollegen besser kennenzulernen. So wissen wir, wie wir mit ihnen umgehen müssen, wie wir mit ihnen am besten zusammenarbeiten und auch, wie wir ihnen unterstützen können. Diese Vernetzung ist ungemein wertvoll.
Wie geht es dir bei der Arbeit mit jüngeren Generationen?
Sehr gut! Denn sie haben einen anderen Blickwinkel auf die Dinge und gehen Themen auf einfachere, pragmatischere Weise an, mit einer weniger vorgefassten Meinung. Im Gegensatz dazu tendieren wir als Personen mit mehr Erfahrung dazu, zu viel zu denken und alles zu analysieren – alle möglichen und unmöglichen Aspekte und alles, was da kommen könnte! (lacht) Sie trauen sich mehr. Daher sind sie für uns ein Impuls, um uns erneut Themen zu stellen, gegen die wir vorher vielleicht Widerstand aufgebaut haben. Ausserdem sind sie stark datenorientiert. Sie treffen datenbasierte Entscheidungen auf objektive Weise und mit einer starken Ausrichtung auf den Benutzer, die Zielsetzung. Und sie sind immer bereit zu helfen, insbesondere bei Themen rund um die «digitale Welt».
Stösst du bei der Zusammenarbeit mit den jüngeren Generationen auch auf Schwierigkeiten?
Natürlich, und das ist auch ganz normal. Die grösste Schwierigkeit liegt vielleicht in ihrer Ungeduld. Sie möchten viele Dinge möglichst schnell umsetzen und diese Schnelligkeit ist zwar nötig, aber nicht immer die beste Herangehensweise bei manchen Themen. Um ein Ziel letztendlich zu erreichen, hilft es meiner Meinung nach, Geduld entwickeln zu können. Das trägt auch dazu bei, die Dinge mehr zu schätzen, nicht nur bei der Arbeit, sondern auch als Lebensphilosophie.
Was würdest du raten, um eine gute Zusammenarbeit mit den nachfolgenden Generationen zu erreichen?
Offen zu sein, immer das Positive in den Jüngeren zu suchen, die Unterstützung, die sie uns geben können. Zu den positiven Dingen gehört zweifelsohne das Wissen, das sie haben, neue und aktuelle Theorien, die sie aus dem Universitätsstudium mitbringen. Sie steuern die Theorie bei und wir die Praxis sowie unsere Kenntnisse über die Organisation – eine ideale Kombination!
Zuletzt noch folgende Frage: Wie schaffst du es, mit dem Tempo und den Veränderungen von heute Schritt zu halten?
Indem ich mich immer auf dem neuesten Stand halte. Anfangs fiel mir das nicht leicht, aber die Nutzung von Social Media ist mir dafür eine grosse Hilfe. LinkedIn ist beispielsweise eine ideale Plattform, um auf dem Laufenden zu bleiben, als Inspiration, für neue Ideen und um die unterschiedlichen Denkweisen anderer Menschen und Generationen kennenzulernen. Auch der Bosch-Zünder ist für mich sehr inspirierend, vor allem die Interviews mit Bosch-Mitarbeitenden.
Zum Abschluss unseres Interviews: Was rätst du den Kollegen, die der Generation Ü50 angehören?
Ganz eindeutig, sich immer die Lust dazuzulernen zu bewahren und keine Angst davor zu haben, bei Bedarf um Hilfe zu bitten – egal, um was sich handelt. Für mich war das Coaching eine gute Investition, das ich in Spanien für mich entdeckte und hier in der Schweiz weiter nutze. Und vor allem, damit zufrieden zu sein, wer wir sind, auch mit dem Alter, das wir haben, denn wie wir vorher bereits festgestellt haben: Das Alter ist Teil unserer Diversität und damit auch einer unserer Vorteile.
Der Diversity Corner in Solothurn wurde am 9. November 2020 eingeweiht. Die Mitarbeitenden sind herzlich willkommen, sich vertieft mit dem Thema Diversität und Inklusion auseinanderzusetzen. Der Diversity Corner soll auch als Treffpunkt für eine Reihe von Interviews unter dem Motto «Let’s talk about Diversity» dienen.
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